Wer es in der Vergangenheit verabsäumt hat, mit interner Weiterbildung (bis hin zur Implementierung unternehmenseigener Akademien), systematischen Talente-Management und innovativen Arbeitsmodellen, langfristig für die Entwicklung seines bestehenden Teams vorzusorgen,
ist kurzfristig auf die Instrumente des externen Arbeitsmarktes angewiesen und über mangelndes
Angebot konsterniert.
Für die Zukunft wird es unerlässlich sein, parallel zum klassischen Recruiting, interne Maßnahmen für die Installierung eines Karriere- und Talente-Pools, für Angebote zur Weiterbildung (die aber systematisch und kontinuierlich durchgeführt werden müssen) und für ein zeitgemäßesArbeitsangebot (ausgerichtet auf die aktuellen Bedürfnisse von arbeitswilligen Menschen) zu setzen.
Dieses Maßnahmen-Paket darf nicht auf Kurzfristigkeit ausgerichtet sein, sondern muss strategischer Bestandteil der Führung des Unternehmens sein.
Es sind also nicht nur HR-Abteilungen, sondern vor allem das Management-Board bzw. die Geschäftsführungen gefordert, diese Aktivitäten zu einem Schwerpunkt ihrer strategischen Führungsaufgaben zu machen.
Neue Arbeitsmodelle – welche Benefits wünschen sich Generationen?
Laut einer letzten aktuellen Studie vom Arbeitsmarkt-Portal Step-Stone (20/21) sind natürlich Basisfaktoren wie Gehalt und Jobsicherheit ein grundsätzlicher Entscheidungs-Faktor, aber bei weitemnicht ausreichend.
Je nach Generation mit unterschiedlicher Gewichtung sind entscheidende Kriterien für eine Job-Wahl gemäß dieser Studie.
- Gute Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten
- Flexible Arbeitszeiten / Familienfreundlichkeit
- Flexibles Arbeiten (z.B. Home-Office, ….)
- Sinnhafte Tätigkeit / Spannende Aufgaben
- Passende Unternehmenskultur / Betriebsklima
Auch eine zweite Studie über die häufigsten Kündigungs-Gründe von Mitarbeitern bestätigt diese Situation:
- Mangelhafte Wertschätzung
- Fehlende Flexibilität / Maß an Selbstbestimmung
- Unternehmenskultur scheint aus der Zeit gefallen
- Gefühl des Stillstands (fehlende Perspektiven)
- Man fühlt sich in einem anderen Unternehmen „wohler“
Es ist ein Trugschluss, dass Mitarbeiter nur wechseln, weil ein höheres Gehalt winkt.
Lt. der Studie kündigen nur zwölf Prozent allein aus monetären Gründen; natürlich spielt eine bessere Entlohnung auch bei der restlichen überwiegenden Mehrheit eine Rolle, aber die vorher genannten Gründe sind vorrangig.
Das führt zum logischen Schluss, wer diese Bedürfnisse in seinen Stellen-Angeboten nicht berücksichtigt, darf sich über mangelnde Nachfrage nicht wundern – Voraussetzung ist jedoch, dass
solche Angebote auch wirklich im Unternehmen vorhanden sein müssen und das bedarf sehr oft entsprechender gravierender Änderungen in der Organisation und Kultur der Unternehmen.
Wertschätzung ist der nicht-monetäre Anteil der Entlohnung!
Das muss aber in der Unternehmenskultur gelebt werden und nicht ein Lippenbekenntnis sein!
Installierung eines Karriere- und Talente-Pools
Immer wieder wird völlig unterschätzt, welche Talente allein in der bestehenden Mitarbeiterschaft schlummern – „hidden Champions“ finden sich in jedem Team !
Die Notwendigkeit, in systematischen Mitarbeiter-Gesprächen, solche versteckten Talente und Fähigkeiten zu finden, sind ein wichtiges Instrument, um nicht nur dem externen Arbeitsmarkt ausgeliefert zu sein und notwendige Qualifikationen aus dem internen Kader zu besetzen.
Voraussetzung sind eine Transparent-Machung möglicher Karrierewege im Unternehmen und der systematische Austausch mit Mitarbeitern über die laufende Arbeit, die Bedürfnisse und Zukunfts-Planungen – agiles Arbeiten erleichtert diesen Prozess, da damit in der Arbeit und im Projekt viele Qualifikationen und Wünsche frei artikuliert werden.
Im Rahmen unserer Consulting-Tätigkeit beobachten wir immer wieder die positiven Effekte eines solchen agilen Arbeits-Stils, was letztendlich folgende Win-Win-Situation erzeugt:
- Mehr Zufriedenheit der Mitarbeiter (durch Partizipation an Projektergebnissen- und -fortschritten, Einbringung der eigenen Ideen korreliert mit Wertschätzung, Ergebnis wird Teil der eigenen Arbeit,
team-orientiertes Arbeiten fördert Motivation) - Produktivitäts-Steigerungen in vielen Bereichen des Unternehmens (kann über ziel-formulierte KPI´s auch in Zahlen messbar gemacht werden)
Angebote für Weiterbildung
Karriere-Pläne, interne Weiterentwicklung der Organisation und deren Teams und die Anhebung der Qualifizierung setzen auch voraus, dass im Unternehmen Angebote für Weiterbildung und Qualifikations-Erwerb vorhanden sein müssen. (Eigentlich sollte Weiterbildung im Job-Profil verankert sein und auch Teil des Anforderungs-Profils für eine Unternehmens-Stelle sein).
Meistens wird aber Weiterbildung nur situations-bedingt, punktuell angeboten und ist nicht als strategisches Tool in der Führungs-Arbeit vorhanden – ein Kardinalfehler der Führung!
(Das Kosten-Argument geht ins Leere, da die Alternativ-Kosten bei Vernachlässigung nicht einkalkuliert werden – „man sägt also am eigenen Ast“)
Man kann uneingeschränkt behaupten, dass die Performance von Unternehmen die Summe der Performance der einzelnen Mitarbeiter (auf jeder Ebene) darstellt.
Folglich sind eine kontinuierliche Weiterentwicklung und damit einhergehender Verbesserungs-Prozess des Unternehmens von der positiven Entwicklung der einzelnen Mitarbeiter abhängig!
Ohne Fortschritt der Mitarbeiter ist auch ein Fortschritt des Unternehmens nicht möglich.
Die Fülle der Möglichkeiten und Angebote können nur exemplarisch angeführt werden, letztlich muss jede Organisation ihr eigenes Bündel an Weiterbildungs-Angebot – aber strategisch, systematisiert – schnüren. Ausbildungspläne sind unabdingbar.
Die moderne Digitalisierung bietet dazu inzwischen sehr brauchbare Tools.
Beispielhaft seien angeführt:
- Fachliche Schulungen
- Kognitive Schulungen (Soft-Skills wie Kommunikation etc.)
- Individuelles Coaching (mit längerfristiger Begleitung)
- Unterweisungen
- Digitalisierte Wissensdokumentation
- Microtrainings
- Einführung agiler Strukturen in der Projektarbeit
- Aufbau unternehmens-interner „Akademien“
u.v.m.
Der Aufbau einer solchen Lernkultur (die auch Wissensmanagement und Talente-Management umfasst) ist die Grundvoraussetzung für die Produktivitäts-Steigerung, aber auch für eine Arbeitgeber-Attraktivität, die Arbeitskräfte anzieht und im Unternehmen hält.
Ziele einer attraktiven Arbeitgeber-Unternehmenspolitik
In jeder Organisation sind Kennzahlen ein Steuerungsinstrument.
Herausforderungen wie
- Sicherung des notwendigen Fach- und Führungskräftebestandes und Deckung des zusätzlichen Bedarfs
- Entwicklung geeigneter Rekrutierungsinstrumente und Karriereangebote
- Größere Unabhängigkeit von externen Arbeitsmärkten
- Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit und Leistungsmotivation
- Aufdecken von Fehlbesetzungen und Defiziten
- Erhöhung der Bereitschaft, Änderungen zu akzeptieren
- Senkung der Fluktuation
- Verbesserung der innerbetrieblichen Kooperation und Kommunikation
- Know-How-Transfer
- …. usw. ….
können durch Zielvorgaben resp. Kennzahlen gesteuert werden.
So können die HR-Performance und die dementsprechenden Management-Prozesse neben den bekannten Unternehmens-Kennzahlen wie Umsatz und Gewinn, durch Personalentwicklungsziele (nachfolgende Beispiele aus unternehmerischer Sicht) erweitert, evaluiert und gelenkt werden.
Abfrage der Mitarbeiterzufriedenheit jetzt und nach einer dementsprechenden Maßnahmen-gerichtete Verbesserungszeit wiederholend
Rücklaufquote von Stellenbeschreibungen
Quote von Lehrlingsübernahme in Arbeiter/Angestelltenverhältnis
Interne Karriereentwicklung
Hohe positive Bewertungen in Arbeitgeberportalen (z. B. Kununu, …)
Institutionalisierte Bildungskonzeption und-entwicklung
Anzahl von Blindbewerbungen
PR-/Außenauftritt als attraktiver Arbeitgeber
Zusammenfassend:
Um auch morgen erfolgreich zu agieren, müssen Unternehmen sowohl den Kundenmarkt als auch den Arbeitsmarkt JETZT BEGINNEND optimal ausschöpfen.
Das eine ohne das andere funktioniert nicht!
Im Arbeitsmarkt, den wir in diesem Essay fokussiert haben, gibt es einen Wettbewerb um „die besten Köpfe“ – um hier gut gerüstet zu sein, ist eine Berücksichtigung der aufgezeigten Strategien und Maßnahmen eine notwendige und zukunfts-orientierte Voraussetzung!
Für Unternehmen ist es zunehmend wichtiger Leistungsträger zu halten und zu fördern. Durch den Wandel am Arbeitsmarkt und die kürzere Halbwertszeit von Wissen muss sich ein Arbeitgeber verstärkt dafür einsetzen, das Thema Personalentwicklung und Personalmarketing als unverzichtbaren strategischen Ansatz zu leben.
Trotz Automatisierung, Digitalisierung, Industrie 4.0 und ähnlicher Schlagwörter ist immer noch der Mensch der wichtigste An-/Teil am Erfolg eines Unternehmens!
Human capital & human resources – schauen Sie darauf!